
Libellen

Das Libellen-Leben
Dinosaurier lebten vor etwa 250 Millionen Jahren, für ca. 190 Millionen Jahre hier auf der Erde. Die Libellen gab es schon viel früher, bereits vor rund 300 Millionen Jahren und das Modell hat bis heute Bestand; nur sind sie heute nicht mehr ganz so groß. Lag damals die Flügelspannweite bei ca. 70 cm, misst sie heute nur noch um die 10 cm. Aber sonst hat sich da nicht so viel geändert. Also, Libellen sind offensichtlich ein echtes und nachhaltiges Erfolgsprogramm der Natur.
Und darüber hinaus sind Libellen ganz besondere und fantastische Tiere. Der Teil ihres Lebens, in dem wir sie als Flugkünstler in prächtigen Farben erleben dürfen, ist genaugenommen ihr Ende. Das eigentliche Libellenleben findet unter Wasser statt.

Große Königslibelle [Anax imperator], Männchen

Zierliche Moosjungfer [Leucorrhinia caudalis], Männchen
Beginnen wir aber mit dem Ei. Irgendwie, egal wie sie abgelegt wurden, gelangen die Libellen-Eier ins Wasser. Dort, nach 3-4 Wochen, schlüpfen die Laven, die dann zwischen 2-3 Monaten und 5-6 Jahren Entwicklungszeit im Wasser brauchen. Die Zeit ist abhängig von der Libellenart, dem Gewässer, der Temperatur, dem Nahrungsangebot und den Umweltbedingungen. In dieser Entwicklungszeit häuten sich die Larven ca. 7 bis 12 mal. Und wie dann auch später die flugfähige Libelle, ernährt sich die Libellenlarve räuberisch. Alles was da so im Gewässer lebt, an Larven und Flöhen, Krebsen und kleinen Fischen, wird mit einem schnellen Vorstoß der Fangmaske erbeutet und anschließend verspeist.
Irgendwann merkt die Larve, dass es Zeit für das zweite Leben ist. Dann klettert sie einen Pflanzenstängel oder ein Blatt empor und der Schlupf beginnt. Der ist, wenn er einmal begonnen wurde, ein nicht mehr umzukehrender Prozess. Die Larve bricht ihren Panzer auf, zieht sich dort Stück für Stück heraus, pumpt Lebenssaft in ihren Körper, entfaltet die Flügel und nimmt Form und Farbe an.



Libelle beim Schlupf - fast geschafft
Libellen Larve
Libelle beim Schlupf
Halb ausgehärtet flattert sie, das hat mit den späteren tollen Flugmanövern noch gar nichts gemein, torkelnd in die angrenzende Vegetation um sich zu verstecken. Zurück bleiben nur die Schupfhüllen / die Exuvien.


Beispiel: Exuvie

kaum flugfähig
Beispiel: Exuvie
Und in den kommenden Tagen kehrt sie dann als ein Flugkünstler der Oberklasse an das Gewässer zurück. Libellen können jeden ihrer vier Flügel unabhängig voneinander mit jeweils einem eigenen starken Muskel bewegen. So fliegen sie nicht nur bis zu 60 km/h schnell, vorwärts, seitlich, hoch und runter, sondern auch rückwärts, stehen auf der Stelle oder ändern abrupt die Richtung.

Herbst-Mosaikjungfer [Aeshna mixta]
Jetzt haben die Libellen nur noch zwei Dinge im Kopf: Fressen und Fortpflanzen. Libellen jagen fliegende Insekten wie Mücken, Käfer, Fliegen oder auch andere Libellen. Und die Strategie für die Fortpflanzung ist schnell erklärt. Männchen stecken ihre Reviere am Gewässer ab und warten auf die Weibchen. Diese kommen dann vor Ort, wenn für sie der richtige Zeitpunkt da ist, suchen sich ein Männchen aus und übernehmen von ihm seinen Samen. Dazu ist etwas Yoga nötig. Die Männchen befruchten nicht direkt. Sie „laden“ das Sperma aus dem Geschlechtsorgan am Hinterleib in eine Tasche unterhalb ihrer Brust. Dort holt das Weibchen es ab. Dabei ist dann das Paarungsrad, das gerne auch Paarungsherz genannt wird zu beobachten.

Frühe Adonislibelle [Pyrrhosoma nymphula] mit Beute

Paarung Gemeine Heidelibelle [Sympetrum vulgatum]
Und was für Tricks die Natur bereithält: Die liebestollen Männchen greifen sich oftmals alles, was sie bekommen können. Doch dann rutschen ihnen die Weibchen förmlich aus den Fängen. Libellenmännchen müssen ihre Weibchen mit einer Art Greifzange, die sie am Hinterleib haben, zwischen Kopf und Thorax packen. Das Tolle, nur bei den Weibchen ihrer Art klappt das Festhalten; bei allen anderen Arten passt das nicht. Es ist ein „Schlüssel - Schloss“ Prinzip.

Eiablage Blaugrüne Mosaikjungfer [Aeshna cyanea] (die Eier werden in Wassernähe, in Holz, Moos oder ähnliche Substrate „gestochen“).

Eiablage Große Heidelibelle [Sympetrum striolatum] (im Tandemflug werden Ei-Ballen auf / ins Wasser gestippt).

Eiablage Große Königslibelle [Anax imperator] (die Eier werden an abgestorbenen Wasserpflanzen abgelegt. Dabei taucht die Libelle oftmals mit ihrem gesamten Hinterleib unter Wasser).
Nun legen die Weibchen ihre Eier und befruchten diese mit dem übernommenen Sperma erst jetzt direkt vor der Ablage. Einige Arten ritzten dafür Pflanzenstängel an, andere werfen die Eier aus dem Flug direkt ins Wasser, manche stippen sie unter die Wasseroberfläche und noch andere kleben sie an Stiele. Und so sind wir wieder beim Ei, das irgendwie ins Wasser gelangt, wie oben beschrieben.


Eiablage Hufeisen-Azurjungfer [Coenagrion puella] (das Männchen bleibt dabei mit dem Weibchen zusammen, während dies die Eier unterhalb der Wasseroberfläche in schwimmende Pflanzenteile sticht).

Eiablage Plattbauch [Libellula depressa] (die Eier werden im wippenden Flug frei in die Flachwasserzone abgeworfen).
Eiablage Westliche Weidenjungfer [Chalcolestes viridis] (ritzt Baumrinde von Gehölz, das über das Wasser ragt, gerne Weiden- oder Erlenzweige an und legt dort die Eier ab).
Und schon verblassen die Farben und das Libellenleben neigt sich dem Ende zu. Die meisten Libellen leben als fliegende Art nur wenige Monate. Mit Ausnahme der Winterlibellen. Die schlüpfen Ende Juli, überwintern in der kalten Jahreszeit als adultes Insekt und vermehren sich im nächsten Frühling.

Gemeine Winterlibelle [Sympecma fusca]
Zugehörende Themen:
- Libellen in Wilhelmshaven
- Aufbau der Liebellen
Für den JadeWale e.V.: Text© und Fotos© - Michael Hillmann.
