- Geschlechtsreife ♀ 3 - 4 Jahre / ♂ 5 - 6 Jahre
- Paarungszeit Hochsommer
- 3 Monate Keimruhe, dann 8 Monate Tragezeit
- Geburten von Mai bis Juli
- Säugezeit 3 bis 5 Wochen
Seehunde zeichnen sich schon allein durch ihr Erscheinungsbild als Sympathieträger aus. Mit dem rundlichen Kopf und den großen, dunklen Kulleraugen passen sie absolut ins Kindchen-Schema und sprechen unweigerlich den Schutzinstinkt in uns Menschen an. Und manche Seehunde bieten den Strandbesuchern gelegentlich interessante Begegnungen. Sie haben den Luxus von aufgewärmten Steinen an den Uferböschungen und Deichsicherungswegen für sich entdeckt. Sowohl „alte Genießer“ wie auch jüngere Tiere nutzen das, um sich vom Jagen zu erholen und Energie zu tanken. Die Jagd macht müde, der Fellwechsel schlaucht und die Sonne ist für die Bildung von Vitaminen sehr wichtig. Dabei wirken die Seehunde gegenüber den Menschen recht vertraut, ohne Scheu. Aber es ist unsere Plicht, zu diesen Tieren immer einen respektablen Abstand zu halten. Wir sind hier am Strand nur die Besucher in ihrem Zuhause. Und man darf auch nie vergessen, dass es Raubtiere mit einem gefährlichen Gebiss sind. Auch an Land sind sie flinker als sich so mancher vorstellt.
Wenn die Tiere über einen Meter groß und schön moppelig rund sind, ist alles in Ordnung. Es gibt also keinen Grund, Hilfe holen zu wollen. Gibt es begründete Zweifel an der Gesundheit eines Seehundes, kann man bei der Seehundstation in Norddeich (Tel. 04931 973330) oder den Nationalparkwart (hier in Wilhelmshaven 0176 31227792) anrufen. Die ausgebildeten Wattenjagdaufseher, und wirklich nur die Wattenjagdaufseher sind für die Tiere zuständig. Bitte auf keinen Fall die Notrufnummern 110 oder 112 wählen. Die können nicht helfen und haben auch Wichtigeres zu tun. Wer Seehunde in ihrem natürlichen Habitat stört, macht sich strafbar!
Noch wichtiger ist der Abstand, wenn Baby-Seehunde am Strand liegen. Auf den Inseln sperrt man dann auf 300 Meter ab. Nicht jeder allein liegende Baby- Seehund ist auch ein verlassenes Tier. Aber die Mutter kommt nur zurück, wenn sie sich nicht gestört fühlt.
Manchmal treiben junge Tiere durch starken Wind, durch starke Strömung oder durch hohen Wellengang ab. Gelegentlich wird ein Welpe auch durch den Schiffsverkehr oder durch Wassersportler von seiner Mutter getrennt. Und so schwimmen hin und wieder kleine Seehunde alleine am Badestrand, liegen an der Uferböschung oder im Watt. Manche Welpen werden aber auch von der Mutter sozusagen abgelegt. Denn das Muttertier braucht gerade jetzt viel Nahrung für die Milchproduktion: Die Seehund-Milch ist mit 45 bis 55 Prozent Fettgehalt extrem nahrhaft. Da benötigt die Mutter eine Menge Fisch. Und der Jagderfolg ist größer, wenn sie allein unterwegs ist.
Egal, ob jetzt Welpen kurzfristig verloren gegangen sind oder abgelegt wurden, es ist davon auszugehen, dass die Mütter die Jungen wiederfinden – wenn man sie denn lässt. Leider sind viele Menschen zu sehr besorgt um die kleinen Geschöpfe. Sie gehen ganz nah an die Welpen heran, fassen sie sogar an oder bleiben nah bei ihnen stehen. Das ist komplett falsch! Das Muttertier nimmt es dann nicht mehr an. Und wenn Menschen nah beim Welpen stehen, traut sich die Mutter bei aller Liebe zu ihrem Jungen nicht heran. Da hilft nur Abstand!
Seehund-Babys werden zwischen Mitte Mai und Anfang Juli geboren, im Allgemeinen bei Niedrigwasser auf einer Sandbank. Die Geburt dauert nur wenige Minuten. Junge Seehunde haben, anders als junge Kegelrobben, von Geburt an ein wasserabweisendes Fell. Bereits bei der ersten Flut müssen die Kleinen schwimmend ihrer Mutter folgen. Die Säuge-Zeit dauert vier bis sechs Wochen. Danach werden die Jungtiere selbstständig und brauchen ihre Mutter nicht mehr.
Geht man also von einer späten Geburt Mitte Juli aus und rechnet dann gut gemeinte sechs Wochen Stillzeit dazu, so erkennt man, dass es ab September gar keine Heuler mehr geben kann. Das sind dann alles junge, bereits vollkommen selbstständige und bereits entwöhnte Seehunde, die (im Allgemeinen) keine Hilfe mehr brauchen, sondern nur in Ruhe gelassen werden müssen.
Als Nahrung bevorzugt der Seehund Fisch. Stint, Wittling, Hering, Sprotte, Kabeljau, Makrele und Sandaal ist ihm genau so recht wie die ganze Palette der Plattfische. Seehunde spüren die Beute mit ihren sensiblen Barthaaren, den Vibrissen auf.
Die Lebenserwartung der Seehunde ist hier in der Nordsee schlecht. Könnten sie unter guten Bedingungen bis an die 40 Jahre alt werden, liegt der Durchschnitt nur bei unter 15 Jahren. Seehunde können rund 30 Minuten lang tauchen und dabei bis zu 40 km/h schnell sein. Möglich sind solche langen Tauchgänge, weil Seehunde ihren Herzschlag verringern. Sie haben einen sehr hohen Hämoglobingehalt im Blut und können so viel Sauerstoff im Blut speichern.
Für den JadeWale e.V.: Text© und Foto© - Michael Hillmann.
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