Basstölpel
Komischer Vogel
Oder: Schon mal einen Basstölpel in Wilhelmshaven gesehen?
Ich habe mich da durch einige Beschreibungen gelesen und hier, dass aus meiner Sicht besonders Interessante in Auszügen zusammengefasst:
„Basstölpel (Morus bassanus) sind die größten Meeresvögel der Nordsee. Die Spannweite beträgt fast 2 Meter. Der orange-gelbe Kopf, die blauen Augen und der hellgrau-blaue Schnabel, das alles umrandet von schwarzen Strichen, verleiht den Tieren ein schönes, ja fast schon ein spektakuläres Aussehen.
Basstölpel auf Helgoland / 2022
Basstölpel sind die einzige Art innerhalb der Tölpel- Familie, die auch in Europa brütet. Klippen sind da schon notwendig, weil die Vögel vom Boden aus nur sehr schwer starten können. Seit 1991 sind sie auch als Brutvögel auf Helgoland anzutreffen. Ihre Beute sind Fische wie Heringe oder Makrelen. Basstölpel sind Stoßtaucher, die sich aus bis zu 30 m Höhe senkrecht ins Wasser stürzen und dann sehr tief tauchen können. Sie entfernen sich während der Nahrungssuche oft weit von den Brutkolonien. Bei Jagen und außerhalb der Brutsaison sind sie fast ausschließlich auf dem offenen Meer anzutreffen.“
Wenn man das so liest, dann ist die Aussicht einen Basstölpel bei uns in Wilhelmshaven anzutreffen schon eher gering. Die Brutzeit ist von April bis Juli - da sollten die Vögel auf hoher See Nahrung für ihren Nachwuchs fischen. Klippen zum Starten haben wir auch nicht und der Jadebusen ist nun wirklich nicht gerade das „offene Meer“. Und doch hat es ein Exemplar hierher verschlagen.
Es ist der 05.05.2019. Ich bin mit dem Rad am Strand unterwegs. Auf der Höhe Bordumer Busch zieht ein „Herumgeflatter“ über den Salzwiesen in Richtung Petersgroden meine Aufmerksamkeit auf sich. Das ist weit weg aber dennoch sehr auffällig. Vollkommen unbekannt.
Basstölpel in Wilhelmshaven
Zackiger und eckiger Flug wie eine Fledermaus; aber scheinbar viel größer. Kleinvögel, die sonst eventuell so fliegen könnten scheiden aus. Dann die nächsten Gedanken: „Reiher, Storch, Gans, Brachvogel, eventuell sogar Kranich – ne, das passt alles überhaupt nicht zum Flugstil.“ Also habe ich die Kamera drauf gehalten. Trotz 600 mm Linse füllte der Vogel nicht einmal den mittigen Fokuspunkt aus. Alles Freihand und bei Windböen. Ob da der Autofokus überhaupt etwas erfassen wird ist fraglich. Also fotografieren auf „gut Glück“ – Serie – Kamera immer wieder neu ansetzen und neu fokussieren lassen. Und nochmals . . . und nochmals . . .
Zuhause dann Hunderte Bilder auswerten. Nach dem kleinen Punkt irgendwo im Bild suchen. Und ich hatte Glück. Es sind zu meiner Freude vier brauchbare Fotos dabei herausgekommen. Das ganze Szenario erinnerte mich unglaublich an den Anfang meiner Schweinswal-Fotografie vor vielen Jahren. Damals waren es über einhundert Bilder vom Wasser und eines, mit einem kleinen „Fleck(!)“ darin – einem Schweinswal!
Die vier Fotos, auf denen dann eindeutig der Basstölpel zu erkennen war freuten mich sehr. Nun machte sich große Verwunderung über den seltenen Gast, den ich da abgelichtet hatte, breit – warum ist der hier (habe ich ja weiter oben schon ausgeführt warum er das eigentlich nicht sein sollte). Erst später viel mein Blick auf seinen Schwanz. Der war zerrupft - fast gar nicht mehr vorhanden. War das der Grund für den Besuch in Wilhelmshaven? Hat die „ausgefallene Ruderanlage“ den Vogel hierher abgetrieben / verschlagen? Wir werden es nicht erfahren.
Die nächsten Tage habe ich sehr viel Zeit am Strand verbracht und gezielt nach dem Basstölpel gesucht. Ich hatte sogar ein Fernglas (ich mag diese Teile eigentlich nicht) mitgenommen: Ergebnislos. Hoffentlich ist der Basstölpel gut wieder auf Helgoland, oder wo er auch sonst immer von seiner Familie erwartet wurde, angekommen.
Abschließend möchte ich aber noch auf zwei Fakten hinweisen, auf die ich bei meinen Recherchen stieß:
Positiv - In Deutschland schätzen Fachleute den Basstölpel- Bestand auf der Hochseeinsel Helgoland auf über 1000 Brutpaare. Der Bestand gilt als stabil beziehungsweise zunehmend.
Negativ - Das Hauptproblem für Basstölpel ist der Plastikmüll in den Meeren.
Für den JadeWale e.V.: Text© und Foto© - Michael Hillmann.